Jean-Claude Juncker dresse le bilan de son mandat à la présidence de l'Eurogroupe

Udo van Kampen: Was glauben Sie, war das Wichtigste was Sie geschafft haben?

Jean-Claude Juncker: Ich glaube, das Wichtigste was wir geschaffen haben ist die Tatsache, die von niemandem mehr in Frage gestellt wird, dass jetzt niemand mehr – oder tut jemand das? – über den Austritt Griechenlands aus der Eurozone redet.

Insgesamt, wenn ich die positive Seite meiner möglichen Bilanz betrachte, haben wir der Stabilitätskultur in Europa auf den Sprung geholfen. Stabilität war versprochen, Stabilität ist auf dem Vormarsch.

Udo van Kampen: Ist die Talsohle der Krise erreicht? Wird es nun besser? Danach fragen die Menschen.

Jean-Claude Juncker: Ich glaube nicht, dass wir die Krise überwunden haben. Wir sind über den Berg. Aber die Möglichkeit bleibt groß, dass wir noch böse Überraschungen erleben. Wir müssen weiterhin für Haushaltskonsolidierung sorgen, auch wenn sie von vielen außerhalb der Regierungskreise in Frage gestellt wird. Wir sind auf dem richtigen Weg.

Udo van Kampen: Und um das zu erreichen, führte Juncker hier in Luxemburg unzählige Telefonate und Gespräche. Krisendiplomatie auf Hochtouren. Vor allem der Meinung, Deutschland müsse in der Eurozone immer für alles geradestehen und zahlen, widerspricht er vehement. Juncker wollte der Chef aller Euroländer sein, und nicht nur der Anwalt der Großen.

Jean-Claude Juncker: Wer denkt, Beschlüsse würden nur von den Großen herbeigeführt werden können, der irrt sich fundamental. Es braucht zur Konsolidierung angedachter Beschlüsse auch das aktive und intensive Mitmachen Kleinerer. Ergo muss man auch mit den Kleinen so reden, als ob sie Große wären und mit den Großen manchmal so reden, als ob sie nicht so groß wären wie sie denken, dass sie sind.

Udo van Kampen: Doch was gibt er seinem Nachfolger als Chef der Eurogruppe mit auf den Weg? Hat er Tipps und Ratschläge?

Jean-Claude Juncker: Der Eurogruppenchef braucht große Ohren. Er muss hineinhören in die Befindlichkeit der 17 Mitgliedsstaaten der Eurozone. Er darf nicht nur einigen zuhören, sondern er muss allen zuhören, und er muss Wegbereiter tragfähiger Lösungen sein, nicht einfach simpler Kompromisse die Übermorgen nicht überleben würden. Er braucht Durchsetzungsvermögen, und er muss wissen wann er redet, und er muss wissen wann er schweigt.

Udo van Kampen: Was macht Jean-Claude Juncker im Februar? Es muss furchtbar langweilig werden für Ihn.

Jean-Claude Juncker: Also, es wird mir nicht langweilig werden, es wird auch anderen mit mir nicht langweilig werden. Weil ich finde jetzt etwas zurück was ich über 8 Jahre vermisst habe, nämlich die freie Rede. Der musste ich Zügel anlegen in den letzten 8 Jahren, weil man sehr genau darauf achtete was ich zum Ausdruck brachte. Und dies hat auch an den Finanzmärkten immer wieder zu Kapriolen und zu erratischen und irrationalen Reaktionen geführt.

Ich bin jetzt wieder ein freier Mann, kann sagen was ich denke, und ich werde mich, ja, in die europäische Debatte immer dann einbringen, wenn ich denke es wäre gut, dass die Stimme der Vernunft sich meldet.

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