Jean-Claude Juncker au sujet de la situation de Chypre et du premier anniversaire de l'adoption du MES par le Conseil européen

Barbara Kostolnik: Auch wenn er seit kurzem nicht mehr der Chef der Eurogruppe ist, er ist und bleibt doch Mister Euro: Jean-Claude Juncker, Regierungschef von Luxemburg und lange Jahre eben Vorsitzender der Gruppe, die den Eurostabilitätspakt überwachen und des funktionieren der Wirtschafts- und Finanzpolitik im Euroraum sicherstellen soll.

Juncker hat als Eurogruppen-Chef auch den obersten Krisenmanager geben müssen, und er hat maßgeblich am ESM am Europäischen Stabilitätsmechanismus mit- und herumgeschraubt.

Ich darf Jean-Claude Juncker jetzt am Telefon der Bayern2 radioWelt begrüssen. Guten Morgen, Här Juncker, Bonjour.

Jean-Claude Juncker: Grüß Gott.

Barbara Kostolnik: Man hört derzeit aus der Eurozone gar keine schlimmen Nachrichten, im Gegenteil, Investoren stecken wieder Geld in die Krisenländer. Ist die Eurokrise vorbei? Oder schläft sie nur?

Jean-Claude Juncker: Wir sind auf dem richtigen Weg, aber wir sind noch nicht über den Berg. Aber die Lage hat sich wesentlich gebessert im Vergleich zum letzten Jahr. Im Januar 2012 hörte man die Totengräber des Euros mit dem Spaten scharen, und um das offene Grab herum hatten sich schon angelsächsische Grabesredner ihre Texte zurechtgelegt. All dies hat sich wesentlich geändert, aber wir sind noch nicht über den Berg.

Barbara Kostolnik: Weil wir noch nicht über den Berg sind – jetzt steht ja Zypern auf der Agenda. Retten, oder Finger weg?

Jean-Claude Juncker: Ich bin der Auffassung, dass Zypern das Recht auf Gleichbehandlung hat. Wir haben uns um Griechenland gekümmert und kümmern müssen; wir haben uns um Irland und Portugal kümmern müssen und das müssen wir auch in Punkto Zypern tun.

Man sollte nicht denken, dass, weil Zypern ein kleines Land ist, die dort entstandenen Probleme weniger Auswirkungen hätten als anderenorts entstandene Probleme. Auch in Sachen Griechenland hätte vor 4-5 Jahren niemand gedacht, dass ein Land, das nur etwa 2,5% des Euro-Bruttoinlandproduktes ausmacht, so ansteckend auf andere wirken könnte, dass die gesamte Eurozone ins Wanken kommen könnte. Man darf also das Zypern-Problem nicht unterschätzen.

Barbara Kostolnik: Jetzt ist es dieser Sondergipfel 1 Jahr her, auf dem der ESM damals gebilligt und auch der Fiskalpakt beschlossen wurde. Welchen Anteil an dem aktuellen Zustand der Eurozone hat denn der Rettungsschirm ESM?

Jean-Claude Juncker: Der Rettungsschirm ESM hat einen erheblichen Anteil an der eingetretenen Stabilisierung, weil sein Schaffen den Willen der 17 Eurostaaten, auch nach außen hin, erkennbar dokumentierte, dass wir ein Zusammenbrechen des Euros nicht in Kauf nehmen würden, und dass wir als 17er-Gemeinschaft entschlossen waren alles zu tun was getan werden müsste, um den Euro zu stabilisieren und um die Finanzstabilität in der Europäischen Union zu garantieren.

Das zur Verfügung gestellte Kapital, sowohl das eingezahlte als auch das abrufbare, haben auch den Finanzmärkte deutlich gemacht, dass hier Menschen am Werk sind die es ernst meinen mit der Stabilisierung.

Barbara Kostolnik: Herr Juncker, war es nicht eher Mario Dragi von der EZB, der gesagt hat: "Wir werden alles tun um den Euro zu retten, and believe me it will be enough"?

Jean-Claude Juncker: Sehen Sie, ich wollte eben das sagen, aber Sie hatten mich ja nach dem Rettungsschirm gefragt, deshalb habe ich schön brav zuerst Ihre Frage zum Rettungsschirm beantwortet, wieso dieser zur Stabilisierung beigetragen hat und ich möchte jetzt nachschieben, weil Sie so nett fragen, dass selbstverständlich das kluge Handeln der Europäischen Zentralbank wesentlich dazu beigetragen hat. In Kombination mit dem was die Regierungen auf den Weg gebracht haben, auch nach außen hin deutlich erkennbar zu machen, dass sowohl Geldpolitik als auch die reine Regierungspolitik fest entschlossen waren und sind den Euro zu verteidigen.

Barbara Kostolnik: Wie haben Sie denn eigentlich damals Angela Merkel als Verhandlungspartnerin erlebt? Trägt sie ihren Ruf als Madame No zu Recht?

Jean-Claude Juncker: Ach, wissen Sie, wenn ich an Verhandlungen teilnehme, das tue ich seit relativ langen Jahren, dann würde ich am liebsten am anderen Tag keine Zeitung lesen, weil ich habe immer den Eindruck, als wäre ich in einer völlig anderen Sitzung gewesen, auch wenn ich das vergleiche was der französische Präsident, die Kanzlerin, der britische Premierminister, der belgische und der luxemburgische dann über den Verhandlungsablauf mitteilen. Das war meistens nicht so.

Und deshalb, Frau Merkel hat, wie andere auch, manchmal Nein gesagt; Frau Merkel hat, wie andere auch, sehr oft Ja gesagt; Frau Merkel hat, wie andere auch, manchmal Ja sagen müssen. Nachtreten ist nicht so sehr meine Sache, Hauptsache die Richtung die eingeschlagen wurde, die stimmt.

Um es mit meinem Freund Helmut Kohl zu sagen: Wichtig ist was hinten heraus kommt.

Barbara Kostolnik: Sind Sie froh, dass Sie den Vorsitz der Eurogruppe los sind? Das war ja doch extrem stressig.

Jean-Claude Juncker: Ich bin froh, dass ich mit dieser Aufgabe nicht mehr zu stellen brauche. Mein Interesse am Euro bleibt natürlich genau das gleiche, und als Regierungschef und Schatzminister bin ich natürlich engstens eingebunden in das was um den Euro herum und mit dem Euro passiert.

Aber diesen tagtäglichen Druck bin ich jetzt los, denn der Druck bestand darin, dass man jederzeit bereit sein musste um als Feuerwehr auszurücken, und da kann ich jetzt etwas länger in der [undeutlich] stehen bleiben.

Barbara Kostolnik: Was hat Ihr Nachfolger, Jeroen Dijsselbloem, was Sie nicht haben? Zeit?

Jean-Claude Juncker: Ich bin mir da nicht so sicher, ob er so viel Zeit für sich behalten wird, wie er sich ausmalt dass er sie behalten könnte. Aber er hat ohne jeden Zweifel mehr Zeit und auch weniger Erfahrung. Vielleicht ist das auch ein Vorteil.

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