Premierminister Jean-Claude Juncker mit Heinrich-Brauns-Preis 2004 ausgezeichnet: Ehrung für einen "Kämpfer um ein Europa des Ausgleichs und des Friedens"

Am Samstag, den 14. Februar 2004, verlieh der Essener Bischof Dr. Felix Genn den Heinrich-Brauns-Preis 2004 an Premierminister Jean-Claude Juncker. Wie es in der Würdigungsschrift heißt, ehrt der Preis das Wirken eines herausragenden europäischen Politikers, der "aus christlich-sozialer Verantwortung den europäischen Integrationsprozess und die Erweiterung der Europäischen Union vorantreibt". Jean-Claude Juncker habe sich mit "Leidenschaft und hoher Sachkompetenz um ein friedliches, soziales und humanes Europa" verdient gemacht.

Vor den 200 Gästen, die der Ehrung in der katholischen Akademie "Die Wolfsburg“ in Mühlheim an der Ruhr (Nordrhein-Westfalen) beiwohnten, verwies der Laudator Professor Dr. Klaus Töpfer auf die ideengeschichtliche Nähe zwischen dem luxemburgischen Premierminister und dem Namensgeber des Preises.

Heinrich Brauns (1868 bis 1939), der als Reichsarbeitsminister in den Jahren 1920 bis 1928 die Sozialpolitik der Weimarer Republik entscheidend prägte, sei in seinem politischen Wirken vor allem durch die Sorge um die Arbeitslosen geprägt gewesen, so Klaus Töpfer. Unter anderem habe er sich für die Einführung einer Arbeitslosenversicherung sowie eines Arbeitsnachweises eingesetzt.

Mit der Einberufung eines Beschäftigungsgipfels unter luxemburgischem EU-Ratsvorsitz, der in den sogenannten "Luxemburger Prozess" mündete, durch den die Mitgliedsstaaten zur jährlichen Vorlage von nationalen Beschäftigungsplänen angehalten sind, habe Jean-Claude Juncker 1997 einen ähnlichen Ansatz verfolgt wie Heinrich Brauns 70 Jahre zuvor.

Wie der Laudator hervorhob, sei der luxemburgische Premierminister in seinem politischen Handeln entscheidend von den Erfahrungen der Kriegsgeneration geprägt worden. Daraus habe Jean-Claude Juncker den Schluss gezogen, dass der Frieden nur dann gesichert werden könne, wenn die Menschen eine soziale Perspektive erhalten und die Unterschiede zwischen Arm und Reich behoben werden. Aus diesen Beweggründen heraus habe sich Juncker zu einem "Motor für Europa", zu einem "Kämpfer für ein Europa des Ausgleichs und des Friedens" entwickelt.

In seiner Dankesrede mahnte der luxemburgische Premierminister dazu, den Menschen wieder mehr in den Mittelpunkt des politischen Handelns zu setzen. "Die Verirrung, die wir gegenwärtig im politischen System erleben, nach der man keine Rücksicht mehr auf die Menschen nehmen müsse, ist gefährlich".

Die katholische Soziallehre, auf die sich Heinrich Brauns berief, lehre, dass die Menschen trotz unterschiedlicher sozialer Hintergründe nicht gegeneinander kämpfen, sondern miteinander ihre Probleme bewältigen sollten, so der Preisträger. In dieser Hinsicht sei der von der katholischen Soziallehre geprägte Begriff der Solidarität in den vergangenen Jahren zu sehr vernachlässigt worden. Diese Solidarität bedeute, dass man den osteuropäischen Beitrittskandidaten helfen müsse, die in den vergangenen 60 Jahren ohne eigenes Verschulden gelitten hätten. "Diese Menschen dürfen wir nicht mit nur einem Prozent unseres Bruttoinlandprodukts abspeisen", mahnte der Premierminister mit Verweis auf die Diskussionen um die Haushaltsplanung der Europäischen Union für die Jahre 2007 bis 2013.

Mit den Grundsätzen der katholischen Soziallehre begründete der Premierminister seine Forderungen nach einem stärkeren europäischen Engagement in der Dritten Welt. "Es bleibt ein Skandal, dass wir die Armut weltweit nicht zurückgedrängt haben. Armut ist kein Schicksal, dem man sich fügen muss. Sie kann behoben werden". Einige Großmächte würden auf internationaler Ebene glaubwürdiger auftreten können, wenn sie ihren Anteil an Entwicklungshilfe auf über 0,7 Prozent des Bruttoinlandproduktes aufzustocken, wie Luxemburg dies getan habe. "Wir müssen tun, was gemacht werden muss", so der Premierminister. Ansonsten könne es  zu sozialen Erdbeben kommen, deren Folgen für die weltweite Stabilität nicht abzusehen seien.

(communiqué par le Service Information et Presse du Gouvernement)

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